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Progression neuroendokriner Tumore

Erfahren Sie, wie Sie die Progression neuroendokriner Tumore (NET) erkennen können, einschließlich der Anzeichen und Symptome, die mit einer Progression einhergehen, wie Sie die Progression beurteilen und welche relevanten Überwachungsanforderungen es gibt.

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Erkennen der Progression neuroendokriner Tumore

Die Progression bei gastroenteropankreatischen neuroendokrinen Tumoren (GEP-NET) hat in der Regel erhebliche Auswirkungen auf das Überleben und die Lebensqualität der Patient*innen. Trotz ihres langsamen Wachstums können GEP-NET auch unter Behandlung fortschreiten und möglicherweise zum Tod führen.1 Die Inzidenz und Prävalenz von metastasierten GEP-NET steigt aufgrund der Diagnose von Erkrankungen im Frühstadium und der Neueinteilung der Stadien.2

Das Erkennen der Progression ist für die Verbesserung des Krankheitsmanagements von entscheidender Bedeutung, da es die Möglichkeit bietet, Behandlungsansätze individuell anzupassen. In der klinischen Praxis gibt es verschiedene Faktoren, die bei der Entscheidung über den optimalen Zeitpunkt für Anpassungen der Behandlung berücksichtigt werden können:3

  • Beurteilung der Tumorlast
  • Bewertung der arzneimittelbedingten Toxizität
  • Überwachung und Behandlung tumorbedingter Symptome
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Symptome einer Progression bei neuroendokrinen Tumoren

Bei Patient*innen im metastasierten Stadium können wiederkehrende oder sich verschlimmernde Symptome auf eine Progression der Erkrankung hindeuten. Eine erhöhte Tumorlast oder die Sekretion bioaktiver Substanzen aus funktionell aktiven Tumoren kann hierfür die Ursache sein. Letzteres ist insbesondere bei Lebermetastasen von Relevanz, da die Leber den Abbau dieser Substanzen in der Regel nicht mehr adäquat leisten kann. Die Beurteilung dieser Symptome kann auf eine Progression der Krankheit hinweisen und weitere diagnostische Tests erforderlich machen.4,5

Mögliche Symptome aufgrund der Progression des Tumors können sein:5,6

Karzinoidsyndrom (KS):

KS tritt bei Patient*innen mit funktionellen GEP-NET häufig im Zusammenhang mit Lebermetastasen auf. Es resultiert aus der Freisetzung und Interaktion von Hormonen und vasoaktiven Substanzen wie Serotonin, Prostaglandinen und Histamin.

Karzinoidkrise (KK):

KK ist ein kritischerer Zustand, der bei Patient*innen mit KS auftreten kann und beispielsweise durch eine Vollnarkose bei einer Operation ausgelöst werden kann. Es handelt sich um einen Kreislaufkollaps, der durch eine akute Hormonausschüttung verursacht wird. Somatostatin-Analoga (SSA) können eine KK verhindern, wenn sie als präoperative Prophylaxe und, wenn nötig, während der Operation verabreicht werden.

Karzinoide Herzkrankheit (KHK):

Patient*innen mit fortgeschrittenen NET mit schwerem KS können eine KHK entwickeln, eine seltene Herzkomplikation, die durch eine Fibrose der rechten Herzklappe gekennzeichnet ist und letztendlich zu Herzversagen führt.

Symptome mit anderen Ursachen

Zu den Symptomen funktionell aktiver Karzinoidtumore gehören oftmals:6

Flushing
Hitzewallungen
Durchfall
Durchfall
Abdominalschmerz
Abdominalschmerz
Wheezing
Keuchen
Palpitations
Herzklopfen (Palpitationen)

Zu den Symptomen nicht-funktionell aktiver Tumore mit einer erhöhten Tumorlast unter Progression gehören oftmals:6

Weight loss
Gewichtsverlust
Ascites
Aszites
Jaundice
Gelbsucht
Bowel obstruction
Darmobstruktion
Palpitation
Palpitation eines neuen oder vergrößerten Tumors oder von Lymphknoten

Beurteilen der Progression neuroendokriner Tumore

Zur Beurteilung der Krankheitsprogression bei Personen mit GEP-NET können werden verschiedene radiologische Bildgebungsmöglichkeiten wie Computertomografie(CT)-Scan, Magnetresonanztomografie(MRT)-Scan sowie die nuklearmedizinische Somatostatin-Rezeptor(SSTR)-Szintigrafie und PET/CT eingesetzt werden.3 Darüber hinaus kann die Auswertung von Biomarkern weitere wertvolle Erkenntnisse zur Beurteilung und Überwachung der Krankheitsprogression liefern.4

 

Beurteilen der Progression mit radiologischer Bildgebung

Die radiologische Beurteilung ermöglicht eine objektive Messung der Tumorgröße und kann neue Läsionen detektieren. Die Beurteilung der Tumorlast erfordert häufig mehrere bildgebende Verfahren sowie eine klinische Beurteilung.4

  • CT-Scans sind weit verbreitet und bieten eine hohe diagnostische Genauigkeit für NET. Sie eignen sich zur Erkennung von Leber-, Lungen- und Hirnmetastasen. Allerdings sind sie bei der Detektion von Lebermetastasen möglicherweise nicht so empfindlich wie die MRT. 
  • MRT-Scans eigenen sich besonders für die Erkennung von Lebermetastasen. Ihr hoher Kontrast kann helfen, die Läsionsgröße ohne Kontrastmittel zu bestimmen. Sie werden bevorzugt für die Erstklassifizierung und die präoperative Vorbereitung, insbesondere bei Pankreasuntersuchungen, eingesetzt. Die diffusionsgewichtete MRT kann bei der Erkennung von Läsionen helfen. Aufgrund der hohen Sensitivität und Spezifität ist ein endoskopischer Ultraschall (EUS) die bevorzugte Methode zur Diagnose kleiner Pankreas-NET. 
  • Kontrastverstärkter Ultraschall (CEUS) wird vor allem für die Charakterisierung von Leberläsionen eingesetzt

Beurteilen der Progression mit nuklearmedizinischer Bildgebung7

Bei der Wahl des diagnostischen Verfahrens sollten die Lokalisierung des Primärtumors, die lokale Ausdehnung, das Tumorstadium (Staging) sowie die Metastasierung berücksichtigt werden.8

  • Die SSTR-Szintigrafie detektiert die Somatostatin-Rezeptor-Expression in GEP-NET und kann so bei der Identifizierung von Primärtumoren und der Bestimmung des Ausmaßes bestimmter Metastasen unterstützen. Sie ergänzt CT und MRT durch Ergebnisse bei der Untersuchung auf spezifische metastatische Läsionen in Knochen und Mediastinum.7

  • Die SSTR-PET/CT-Bildgebung bietet hohe Sensitivität für die Visualisierung verschiedener NET-Läsionen. 

  • Ein Fluordesoxyglucose(FDG)-Scan kann für höhergradige NET (> Grad 2) nützlich sein, die typischerweise einen höheren Glukosestoffwechsel und keine oder eine geringere SSTR-Expression aufweisen, als niedriggradige NET.7

Beurteilen der Progression mithilfe von Biomarkern im Rahmen von Laboruntersuchungen

Biomarker können einen Hinweis auf eine mögliche Krankheitsprogression geben.

Chromogranin A (CgA) als GEP-NET-Biomarker:5,8

  • CgA dient als universeller Biomarker für GEP-NET, ​​unabhängig vom Funktionsstatus des Tumors. Die meisten bösartigen neuroendokrinen Zellen sezernieren dauerhaft CgA.

  • Erhöhte CgA-Spiegel im Serum können auf eine Tumorlast hinweisen und werden mit der Progression der Krankheit in Verbindung gebracht.

  • Zu den Einschränkungen bei der Detektion von CgA gehören die geringe Sensitivität, unterschiedliche Ergebnisse innerhalb eines und zwischen verschiedenen Patient*innen sowie mehrere mögliche Ursachen für falsch positive Ergebnisse, z. B. Medikamente, Erkrankungen und Ernährung.

5-Hydroxyindolylessigsäure (5-HIES) als Biomarker funktioneller NET:8

  • 5-HIES, ein Serotoninmetabolit im Urin, ist ein Biomarker für funktionelle NET.

  • Die Rolle von 5-HIES beim Monitoring ist mitunter schwierig, da er als prognostischer Biomarker unter Umständen nicht zuverlässig ist und durch einen eingeschränkte Nierenfunktion, Medikamente und Nahrungsmittel beeinflusst werden kann.

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Kontrollmaßnahmen für Patienten*innen mit neuroendokrinen Tumoren

Sowohl die Europäische Gesellschaft für Neuroendokrine Tumore (ENETS) als auch die Europäische Gesellschaft für Klinische Onkologie (ESMO) empfehlen regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen für Patient*innen mit NET. Um das Tumorwachstum zu überwachen, sollten klinische Symptome und biochemische Parameter kontrolliert sowie konventionelle bildgebende und SSTR-Szintigrafie-Untersuchungen durchgeführt werden. Die Häufigkeit und die Auswahl spezifischer Untersuchungen hängen von den Tumoreigenschaften und der Behandlung ab.9

Das Diagnostizieren der Krankheitsprogression ist für die Verbesserung der Behandlungsergebnisse von entscheidender Bedeutung, da es die Möglichkeit bieten kann, Behandlungsstrategien anzupassen und letztendlich zu einer Verbesserung der Lebensqualität des*der Patient*innen führen kann.

Abkürzungen

5-HIES 5-Hydroxyindolylessigsäure

CEUS Kontrastverstärkter Ultraschall

CgA Chromogranin A

CT Computertomografie

ENETS Europäische Gesellschaft für Neuroendokrine Tumore

ESMO Europäische Gesellschaft für Klinische Onkologie

EUS Endoskopischer Ultraschall

FDG Fluordesoxyglucose

GEP-NET ​​Gastroenteropankreatische NET

KHK Karzinoide Herzkrankheit

KK Karzinoidkrise

KS Karzinoidsyndrom

MRT Magnetresonanztomografie

NET Neuroendokriner Tumor

PET/CT Positronenemissionstomografie kombiniert mit CT

SSTR Somatostatin-Rezeptor

Fußnoten & Referenzen

1 Rinke A, et al. Neuroendocrinology. 2017;104(1):26-32.

2 Dasari A, et al. JAMA Oncol. 2017;3(10):1335-1342.

3 Merino-Casabiel X, et al. Clin Transl Oncol. 2018;20(12):1522-1528.

4 de Mestier L, et al. Endocr Relat Cancer. 2014;21(3):R105-R120.

5 Pape UF, et al. Neuroendocrinology. 2012;95(2):135-156.

6 Grozinsky-Glasberg S, Grossman AB, Gross DJ. Neuroendocrinology. 2015;101(4):263-273.

7 Hope TA, et al. J Nucl Med. 2018;59(1):66-74.

8 Kocha W, et al. Curr Oncol. 2010;17(3):49-64.

9 Pavel M, et al. Ann Oncol. 2020,21(7):844-860.

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