Progression des Prostatakarzinoms
Erfahren Sie mehr zur Krankheitsprogression des Prostatakarzinoms und zum Nachweis von PSMA-positiven Läsionen.
Prostatakarzinome können je nach Ausmaß und Schwere der Erkrankung in verschiedene Krankheitsstadien eingeteilt werden. Das am häufigsten verwendete Einteilungssystem für Prostatakarzinome ist die TNM-Klassifikation, die Folgendes berücksichtigt:1
Zur Stadieneinteilung wird in der Regel die Klassifikation der Union for International Cancer Control (UICC) herangezogen3, die meist auch für Studien verwendet wird.
Neben der T-Kategorie (Tumorstadium) sind insbesondere die Parameter PSA-Wert und Gleason-Score für die Einteilung in Risikogruppen relevant.2,4
Zu den häufigsten Krankheitsstadien des Prostatakarzinoms gehören:5-7
Lokales Prostatakarzinom:
Der Tumor ist auf die Prostata beschränkt. Im Laufe der Zeit kann der Tumor wachsen oder sich ausbreiten, er bleibt jedoch innerhalb der Prostata.
Lokal fortgeschrittenes Prostatakarzinom:
Der Tumor erstreckt sich über die Prostata hinaus und kann in lokalregionäre Strukturen wie Samenbläschen, Mastdarm, Blase oder Lymphknoten in der Umgebung der Prostata eingedrungen sein.
Metastasiertes Prostatakarzinom:
Der Tumor breitet sich auf andere Teile des Körpers aus, darunter Lymphknoten, Knochen und weiter entfernte Organe wie die Lunge.
Alle Stadien erfordern eine engmaschige Überwachung und kontinuierliche Behandlung, um die Krankheit zu kontrollieren und die bestmögliche Lebensqualität für den Patienten zu erhalten.1
Mit der Zeit kann sich ein lokal fortgeschrittenes Prostatakarzinom zu einem metastasierten Prostatakarzinom entwickeln. Bei Patienten besteht ein besonderes Risiko einer Progression, wenn Anzeichen für ein biochemisches Rezidiv (BCR) vorliegen.
Unter BCR versteht man einen Anstieg des prostataspezifischen Antigenspiegels (PSA) nach der Behandlung (zwei Werte über 0,2 ng/ml im Abstand von mindestens vier Wochen). Dieser erhöhte PSA-Wert kann darauf hindeuten, dass möglicherweise noch Tumorzellen vorhanden sind. Dies ist wiederum ein Zeichen dafür, dass die Krankheit immer noch fortschreitet. Bei Patienten mit BCR besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Metastasen und für Mortalität aufgrund eines Prostatakarzinoms.1,8,9
Die Progression zu einem metastasierten Prostatakarzinom umfasst mehrere wichtige Phasen:
Lokale Einwanderung:
Mit fortschreitendem Prostatakarzinom können maligne Tumorzellen in nahegelegene Strukturen wie Samenbläschen, Blase und Mastdarm eindringen.
Perineurale Invasion:
Ist der primäre Mechanismus dafür, dass ein Karzinom in die Kapsel eindringt und Metastasen bildet.
Befall der Lymphknoten:
Die Metastasierung des Prostatakarzinoms breitet sich häufig über die perineuralen und Lymphbahnen auf die Beckenlymphknoten aus.
Knochenmetastasen:
Prostatakarzinomzellen können sich insbesondere über das vertebrale venöse System in die Knochen ausbreiten.
Ein kastrationsresistentes Prostatakarzinom (CRPC) ist ein Prostatakarzinom, das auch dann fortschreitet, wenn der Testosteron-Spiegel medikamentös auf ein sehr geringes Niveau (< 50 ng/dl) gesenkt worden ist. CRPC ist durch einen Anstieg des PSA-Spiegels gekennzeichnet, der eine biochemische und möglicherweise auch eine radiologische Progression anzeigt, bei der sich der Krebs auf andere Bereiche des Körpers ausbreitet.
Eine Androgendeprivationstherapie (ADT) kann eine Remission des Prostatakarzinoms auslösen. Allerdings entwickelt ein großer Teil dieser Patienten im Laufe der Zeit trotz einer anfänglichen Reaktion auf ADT eine kastrationsresistente Erkrankung.10
Es gibt mehrere Mechanismen, die der Pathogenese der Progression zum CRPC zugrunde liegen können:11
Androgenrezeptor(AR)-Amplifikation
AR-Bypass
Enzymmodulation
Anzeichen und Symptome einer Progression des Prostatakarzinoms können je nach Stadium der Erkrankung und den Bereichen, in die der Tumor vorgedrungen ist, variieren. Zu den häufigsten Anzeichen der Progression gehören:12
Zum Beurteilen der Progression des Prostatakarzinoms werden sowohl radiologische (Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT)) als auch nuklearmedizinische (Knochenszintigrafie, Positronenemissiontomografie (PET/CT), PET/MRT-Scans) bildgebende Verfahren eingesetzt.11 Darüber hinaus liefert die Auswertung von Biomarkern weitere wertvolle Erkenntnisse zur Beurteilung und Überwachung der Krankheitsprogression.14,15
Bei Laboruntersuchungen erhobene Biomarker können einen Hinweis geben auf die Progression der Erkrankung.
Prostataspezifisches Antigen (PSA):15,16
Prostataspezifisches Membranantigen (PSMA):16-18
Moderne Bildgebung zielt darauf ab, bei Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom eine bessere Risikostratifizierung vornehmen zu können. Die Beurteilung ermöglicht eine objektive Messung der Tumorgröße und kann neue Läsionen erkennen. Eine oder mehrere der folgenden Bildgebungsverfahren können bei Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom verwendet werden:13,14
CT
Ein CT des Beckenbereichs ist eine Standarduntersuchung beim Prostatakarzinom und bietet eine hohe diagnostische Genauigkeit zur Lokalisierung von Tumoren und Metastasen.
GK-MRT
Die Ganzkörper-Magnetresonanztomografie ist eine Diagnosetechnik, die einen umfassenden Blick auf den gesamten Körper, einschließlich der Prostata, ermöglicht, um den Metastasenbefall von Knochen und anderen Bereichen festzustellen. Es ist nützlich für die Stadieneinteilung, die Überwachung des Ansprechens auf die Behandlung und den Nachweis von Metastasen im fortgeschrittenen Prostatakarzinom.
Moderne Bildgebung zielt darauf ab, bei Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom eine bessere Risikostratifizierung vornehmen zu können. Die Beurteilung ermöglicht eine objektive Messung der Tumorgröße und kann neue Läsionen erkennen. Eine oder mehrere der folgenden Bildgebungsverfahren können bei Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom verwendet werden:13,14
Knochenszintigrafie
Mit einer Szintigrafie lässt sich ähnlich wie bei der PET mithilfe eines schwach radioaktiven Tracers der Stoffwechsel im Gewebe untersuchen.Entsprechend der Stoffwechselaktivität reichert sich der Tracer unterschiedlich stark an und kann auf Tumoren oder Metastasen hinweisen.
PET
Bei der Positronenemissionstomografie (PET) werden Stoffwechselvorgänge visualisiert, indem den Patient*innen ein kleiner radioaktiver „Tracer“ verabreicht wird. Dieser Tracer wird in die Vene injiziert und reichert sich aufgrund der veränderten Stoffwechsellage in den Tumorzellen an. Diese Tumorzellen werden von einem PET-Scanner erkannt und anschließend wird ein digitales Bild berechnet, das die Verteilung des Radiotracers im Körper zeigt. In der modernen Praxis wird PET fast immer mit CT oder MRT kombiniert.
SPECT/CT
Bei einer SPECT/CT werden gleichzeitig nuklearmedizinische Aufnahmen (SPECT) und CT-Bilder erstellt, wobei eine Gamma-Kamera die Strahlung eines Tracers erfasst. Dadurch kann eine genauere lokale Zuordnung von pathologischen Befunden möglich werden.
PET/CT
Im Rahmen eines PET/CT wird das diagnostische Bildgebungsverfahren PET mit einem CT kombiniert. Es liefert detaillierte, dreidimensionale Bilder, die die Lage und Stoffwechselaktivität von Prostatatumorzellen zeigen. Sie wird häufig zur Erkennung von Metastasen in Lymphknoten, Knochen oder anderen Bereichen eingesetzt und hilft bei der Beurteilung des Stadiums und der Behandlungsplanung.
PET/MRT
Das PET/MRT ist ein medizinisches Verfahren, bei dem PET und MRT mit einem Hybridscanner kombiniert werden. Somit können detaillierte anatomische Bilder aus der MRT und funktionelle Informationen aus der PET generiert und in einer einzigen Bildgebungsuntersuchung kombiniert werden. Dies ermöglicht einen umfassenden Blick auf die Prostata und hilft bei der Erkennung von Tumoren, der Beurteilung des Tumorstadiums, der Beurteilung des Ansprechens auf die Behandlung und dem Erkennen potenzieller Metastasen – alles in einem einzigen Bildgebungsverfahren, was zu einer präziseren Diagnose und Behandlungsplanung beitragen kann.
PSMA-PET/CT
Die PSMA-PET/CT ist eine besondere Form der PET/CT, bei der ein spezieller Radiotracer verwendet wird, der auf das PSMA abzielt. Somit kann die Erkennung von Prostatakarzinomläsionen verbessert werden. Mithilfe dieser Daten können Ärzt*innen die Behandlung individuell anpassen, einschließlich der Auswahl von Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom, die von einer PSMA-gerichteten Therapie profitieren könnten.19
Das Diagnostizieren der Krankheitsprogression ist essenziell, da es die Möglichkeit bietet, Behandlungsstrategien anzupassen und somit möglicherweise die Lebensqualität des Patienten aufrechtzuerhalten .
ADT Androgendeprivationstherapie
AR Androgenrezeptor
BCR Biochemisches Rezidiv
CRPC Kastrationsresistentes Prostatakarzinom
CT Computertomografie
GK-MRT Ganzkörper-Magnetresonanztomografie
mCRPC Metastasiertes kastrationsresistentes Prostatakarzinom
MRT Magnetresonanztomografie
PET Positronenemissionstomografie
PSA Prostataspezifisches Antigen
PSMA Prostataspezifisches Membranantigen
TNM Tumor, Nodes (Lymphknoten), Metastasen
UICC Union for International Cancer Control
1Mottet N, et al. Eur Urol. 2021;79(2):243-262.
2 Leitlinienprogramm Onkologie. S3-Leitlinie Prostatakarzinoms. Langversion 7.0, 2024.
3 Gleason DF,. Cancer Chemother Rep 1966; 50(3): 125-128.
4 Wittekind C, Klimpfinger M, and Sobin LH. 8th ed. 2017, Weinheim: Wiley-VCH.
5 Cancer Research UK. Localised prostate cancer. https://www.cancerresearchuk.org/about-cancer/prostate-cancer/stages/localised-prostate-cancer (zuletzt aufgerufen am 12.08.2024).
6 Cancer research UK. Locally advanced prostate cancer. https://www.cancerresearchuk.org/about-cancer/prostate-cancer/stages/locally-advanced-prostate-cancer (zuletzt aufgerufen am 12.08.2024).
7 Cancer Research UK. What is metastatic prostate cancer. https://www.cancerresearchuk.org/about-cancer/prostate-cancer/advanced-cancer/about-advanced-cancer (zuletzt aufgerufen am 12.08.2024).
8 Hammerich K, et al. Cambridge: Cambridge University Press, 2008:1-14.
9 Wang C, Shen Y, Zhu S. PLoS One. 2015;10(11):e0143437.
10 Karantanos T, Corn PG, Thompson TC. Oncogene. 2013;32(49):5501-5511.
11 Chandrasekar T, et al. Transl Androl Urol. 2015;4(3):365-380.
12 National Library of Medicine. Bookshelf. StatPearls. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK470550/ (zuletzt aufgerufen am 20.08.2024).
13 Trabulsi EJ, et al. J Clin Oncol. 2020;38(17):1963-1996.
14 Winfield JM, et al. Clin Radiol. 2021;76(10):715-727.
15 Darwish OM, Raj GV. Front Oncol. 2012;2:48.
16 Jiang J, et al. Front Endocrinol (Lausanne). 2022;13:897513.
17 Hupe MC, et al. Front Oncol. 2018; 20:8:623.
18 Sartor O, et al. N Engl J Med. 2021;385(12):1091-1103).
19 Fendler WP, et al. J Nuc Med. 2020;61(12):1793-1799.
Unsere spezialisierten Teams sind bestrebt, die Koordination der Versorgung zu optimieren und etwaige Unsicherheiten zu beseitigen. Unser Ziel ist es, dass Sie und Ihre Patient*innen sich gut unterstützt fühlen.